5. August 2006 - Erstes Röntgen der Lunge
(Radiologische Praxis in Rüsselsheim)
Am 15. August 2006 wurde mir der Brustkorb (Thorax) und damit auch die
Lunge geröntgt. "Routine" - dachte ich .... zumal ich im Dezember 2005
bereits zum Thorax-Röntgen und für ein Lungenszintigramm in der
Radiologischen Praxis war und zu dem Zeitpunkt alles ohne besondern
Befund war. Damals bestand Verdacht auf eine Lungenembolie. Gefunden wurde aber nichts im Dezember 2005.
An dieser Stelle werde ich immer gefragt, warum ich jetzt im August
2006 beim Röntgen war. Ob ich etwas "gemerkt" habe .... Ich hatte
einfach seit 3-4 Monaten eine Erkältung und wurde den Husten nicht los.
Mein Hausarzt meinte, dass ich als Raucherin eine Risikopatientin für
"Lungenkrebs" (richtiger ist das Wort "Bronchialkarzinom") wäre und von
daher mal zum Röntgen gehen sollte. Ich hätte nicht im Traum daran
gedacht, dass beim Röntgen etwas auffallen könnte. Der Husten ist
übrigens, 2 Tage nachdem ich das Rauchen auf 8 Zigaretten am Tag
eingeschränkt hatte, verschwunden. Hätte ich nicht geraucht, wäre der
Schatten in meiner Lunge wahrscheinlich niemals so schnell aufgefallen.
Und dann kam die Besprechung mit dem Radiologen nach dem Röntgen. Da
teilte mir der Arzt mit, dass in der Lunge ein Schatten zu sehen sei und
dieser Schatten dort nicht hingehöre. Er fragte mich, ob ich einmal
eine Lungenentzündung gehabt hätte oder eine Tuberkulose. Beides hatte
ich nicht - jedenfalls nicht wissentlich. Daraufhin sprach er es aus ...
dieses Wort, wovor wohl jeder Mensch Angst hat. Er sagte, ich solle
mich darauf gefasst machen, dass dies ein bösartiger Tumor sein könnte.
Als ich dann auch noch sagen musste, dass ich seit 24 Jahren rauche und
das nicht gerade wenig (zuletzt im Durchschnitt 30 Zigaretten täglich),
war der Radiologe recht sicher, dass es ein Bronchialkarzinom sein
könnte. Die Differentialdiagnose lautete auf Tuberkulom.
Seine
Empfehlung war, dass ein CT gemacht wird. Da ich dafür keine Überweisung
hatte, musste ich diese erst beim Hausarzt besorgen. Der CT-Termin beim
Radiologen wurde für den 17. August festgesetzt.
Ich war schon
ziemlich am Boden zerstört nach diesem Gespräch, aber irgendwie hatte
ich die Hoffnung, dass sich bei der CT herausstellen könnte, dass in
meiner Lunge gar nichts ist und das Röntgenbild einfach "verwackelt" war
oder ähnliches.
Ich hoffte, dass mein Hausarzt mir meine Angst
nehmen könnte, allerdings war dieser gerade im Urlaub und ich musste
mir die Überweisung bei einem Vertretungsarzt holen. Leider war dieser
im "Hoffnung geben" auch keine Hilfe und so blieb mir nur das Warten auf
den nächsten Termin.
Ich habe zu diesem Zeitpunkt auch noch
nicht verstanden, warum 8 Monate vorher im Lungenszintigramm und beim
Röntgen noch nichts zu sehen war..... ich verstehe es noch heute nicht
wirklich. Aber ich weiß inzwischen, dass man beim Röntgen einen Schatten
erst sieht, wenn der Rundherd mindestens 1 cm groß ist. Und das
Szintigramm zeigt letztlich an, ob die Lunge gut durchblutet ist. Hat
man einen Rundherd in der Lunge, hat das oft keinen Einfluss auf die
Durchblutung. Deshalb erkennt man einen solchen Rundherd eben meistens
erst recht spät - meist zu spät.
17. August 2006 - Erste Computertomographie (CT) der Lunge
(Radiologische Praxis in Rüsselsheim)
Am 17. August 2006 wurde die Computertomografie durchgeführt. Leider
wurde mir in der anschließenden Sitzung mitgeteilt, dass der Schatten
nun deutlich erkennbar sei. Weiterhin lag der Verdacht auf einem
Bronchialkarzinom (mit dem Verweis "Nikotinabusus") oder eventuell ein
Tuberkulom.
Mir wurde gesagt, ich solle jetzt einen
Lungenfacharzt aufsuchen und mit diesem das weitere Vorgehen besprechen.
Den Bericht des Radiologen konnte ich am nächsten Tag abholen.
Der Bericht sagt in ungefähr soviel aus:
Gefunden wurden zwei Rundherde im rechten Lungenflügel. (Der rechte
Lungenflügel besteht aus 3 "Lappen". Dem Unterlappen, dem Mittellappen
und dem Oberlappen. Die Rundherde befinden sich im Oberlappen. Im
Oberlappen befinden sich - nach meinen Recherchen - die meisten
Karzinome.) Beim CT konnte nicht nachgewiesen werden, ob die Lymphknoten
verändert bzw. vergrößert sind (oftmals kann man Krebs in den
Lymphknoten finden, was kein gutes Zeichen ist, da sich die Krebszellen
über die Lymphknoten bzw. die Lymphbahnen im Körper schnell und
grossflächig verteilen können). Die Ursache der Rundherde liegt
wahrscheinlich in der Lunge. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass
die Rundherde weiter wachsen und mehr Raum in der Lunge fordern werden.
18. August 2006 - Termin beim Lungenfacharzt
(Dr. M. in Rüsselsheim)
Ich habe im Internet recherchiert und weiß nun, dass eine Bronchoskopie
gemacht werden muss. Daneben gibt es weitere Untersuchungsmethoden, die
aber nur in einer Klinik ausgeführt werden können. Eine Bronchoskopie
wird auch vom Lungenfacharzt (meist ambulant) durchgeführt.
Ich
bin dann zum Lungenfacharzt gegangen, um das Vorgehen abzusprechen,
hatte aber vorab schon selbständig einen Termin in Heidelberg in der
Thorax-Klinik vereinbart.
Der Lungenfacharzt Dr. M. war mit
meiner Vorgehensweise einverstanden und hat mir zugestimmt, dass man am
besten direkt operiert. "Was raus ist, kann sich zunächst nicht weiter
ausbreiten und nicht noch mehr voranschreiten".
An diesem Tag
habe ich angefangen, meinen Zigarettenkonsum einzuschränken. Bereits 2
Tage später verschwand der Husten. Ich selbst merkte ab diesem Tag nicht
mehr, dass in meiner Lunge etwas ist. Ich hatte keine Beeinträchtigung
mehr! Und irgendwie hoffte ich da noch, dass sich die Rundherde
vielleicht doch einfach auflösen würden - was sie aber leider nicht
getan haben ....
Ab jetzt beginnt das WARTEN .....
23. August 2006 - Termin in der Ambulanz
(Thorax-Klinik in Heidelberg-Rohrbach, Ambulanz: Frau Dr. Zabeck)
Am 23.08.2006 wurde der CT-Befund besprochen und vereinbart, dass eine
Bronchoskopie durchgeführt wird. In Heidelberg entscheidet man sich
immer für eine Bronchoskopie mit starrem Gerät, da man hiermit besser
untersuchen kann und vor allen Dingen mehrere Untersuchungen durchführen
kann, die bei einer Bronchoskopie mit einem Schlauch nicht durchführbar
sind. Das bedeutet aber auch, stationäre Aufnahme für einen Tag. Der
Termin für die Bronchoskopie wird auf den 28.08.2006 festgelegt.
Und wieder WARTEN: 5 Tage können so lang sein .....
28. August 2006 - Bronchoskopie
(Thorax-Klinik in Heidelberg-Rohrbach)
Morgens um 09:15 wurde die Bronchoskopie mit starrem Gerät unter
Vollnarkose durchgeführt. Um 11:15 war ich schon wieder so fit, dass ich
gleich gefragt habe, wann ich denn wieder etwas essen darf. Erst ging
es aber noch zum Röntgen. Erst wenn auf dem Röntgenbild keine
Nachblutungen zu sehen sind, darf man etwas essen. Untergebracht war ich
in dieser Nacht auf der Station 9. Die Ärzte haben gesagt, dass ich die
Narkose sehr gut verkraftet habe und ich habe das genauso auch
empfunden. Es spricht aber auch für den Narkosearzt, dass er die Narkose
gut dosiert hat! Ab 12:00 Uhr bin ich schon wieder in der Klinik
spazieren gegangen und habe darauf gewartet, dass der Tag und die Nacht
vorbei geht und ich wieder nach Hause darf.
Noch eine kurze Erklärung zum Thema Bronchoskopie:
Flexible Bronchoskopie: diese hat den Vorteil, dass man keine
Vollnarkose benötigt und man nach dem Eingriff noch am selben Tag wieder
nach Hause darf. Die Ärzte arbeiten hier mit flexiblen Instrumenten.
Starre Bronchoskopie: bei der Bronchoskopie mit starren Instrumenten,
wird eine Vollnarkose benötigt. Das bedeutet, dass man eine Nacht
stationär in der Klinik bleiben muß. Die Thoraxklinik in Heidelberg
arbeitet ausschließlich mit starren Instrumenten.
Ich
persönlich würde die starre Bronchoskopie immer bevorzugen, denn ich
empfinde es angenehmer, von dem Schlauch nichts mitzubekommen. Außerdem
besteht bei einer Bronchoskopie immer die Gefahr eines Pneumothorax. Und
dann ist es mir lieber, über Nacht zur Beobachtung in der Klinik zu
bleiben.
Die Bronchoskopie ist bei einem Rundherd in der Lunge
immer die erste Untersuchung, die durchgeführt wird. Leider ist sie aber
auch nicht zwingend aussagekräftig (bei Tumorverdacht kann nur
höchstens in ca. 50% aller Fälle mit der Bronchoskopie ein Tumor erfasst
werden). Werden bei den Untersuchungen keine Tumorzellen gefunden, so
hat das also nichts zu bedeuten. (Ich habe im Internet einen Menschen
getroffen, bei dem man drei Bronchoskopien durchgeführt hat und man hat
mit dieser Methode bei ihm den Tumor nicht gefunden. Erst bei der
Operation wurde der Tumorverdacht leider bestätigt.)
Nach der
Bronchoskopie muß man 14 Tage auf alle Ergebnisse warten. Die Aussage,
ob Tumorzellen gefunden wurden, dauerte nur 4 Tage. Aber da ja auch noch
nach den Tuberkulose-Bakterien und weiteren Zellen gesucht wurde,
dauerte es dann länger.
Also wieder WARTEN ....
12. September 2006, Befundbesprechung Bronchoskopie
(Thoraxklinik Heidelberg-Rohrbach, Ambulanz: OÄ Frau Dr. Kappes)
Zwischendurch hatte ich bereits mit dem Stationsarzt Dr. Schattenberg
(Station 9) gesprochen. Er hatte mir mitgeteilt, dass keine Tumorzellen
gefunden wurden. Dies war zwar erst einmal durchaus positiv, aber leider
ja letztlich nicht aussagekräftig. Dr. Schattenberg bestätigte, was ich
im Internet gelesen hatte: "jetzt fangen wir wieder von vorne an und
sind nicht schlauer". Aber trotzdem habe ich das natürlich positiv
gesehen: es war immerhin besser, als wenn man Tumorzellen gefunden
hätte.
Folgende Befunde wurden besprochen:
Blutbild
(aufgrund der erhöhten Eosinophilen und des IgE wäre auch eine Pilzinfektion in Frage gekommen), ansonsten relativ unauffällig
Mikrobiologischen Befund
Im Bronchialsekret wurden keine Mykobakterien (Tuberkulose) gefunden.
Befund der Biopsate
Im Material auch nach weiterer Aufarbeitung kein Anhalt für Malignität (bösartige Zellen).
Befund der Spülzytologie
Kein Nachweis für Malignität, kein Nachweis eines signifikanten Entzündungsinfiltrates
Zusammenfassung Bericht Thoraxklinik an den Hausarzt ansehen
Zusammengefasst wurden keine Tumorzellen, aber auch keine weiteren
"verdächtigen" Zellen gefunden. Es wurde nach Pilzzellen,
Entzündungszellen etc. gesucht, die evtl. für den Rundherd
verantwortlich hätten sein können. Mittels der Bronchoskopie konnte man
allerdings keinerlei Zellen nachweisen.
Das weitere Vorgehen
wurde im großen Ärzte-Kreis der Klinik besprochen. Auch wenn die Chancen
als sehr, sehr gering angesehen wurde, hat man sich entschlossen, noch
nicht sofort zu operieren. Die Ärzte in der Thoraxklinik wollten zuerst
noch eine hochdosierte Cortison-Therapie durchführen, in der Hoffnung,
dass es doch "nur" eine Entzündung oder eine Pilzallergie ist. Zwei
Wochen lang sollte ich nun 50mg Cortison täglich einnehmen (bei einem
Körpergewicht von 51 Kilo).
Mir wurde gesagt, dass ich am
26.09.2006 erneut in die Thoraxklinik zum CT kommen soll. Sollten die
Rundherde sich bis dahin nicht verändern oder weiter wachsen, wolle man
am 28.09.2006 operieren. Nur wenn die Rundherde sich verkleinern würden,
könne man evtl. von einer Operation absehen.
Ich wurde noch
darauf hingewiesen, dass ich ab jetzt mit dem Rauchen aufhören solle.
Mir würde dies nicht nur im Allgemeinen gut tun, sondern mir würde es
nach der Operation (mit der wir zu dieser Zeit ja doch ziemlich sicher
gerechnet haben) besser gehen. Ich wäre danach schneller wieder auf den
Beinen und die Hustenanfälle nach der Operation wären auch nicht so
schlimm.
Ich habe an diesem Tag noch geraucht. Abends habe ich
mich mit Freunden getroffen. Noch in der Kneipe habe ich meine letzten
Zigaretten verschenkt. Seit dem 13.09.2006 habe ich keine Zigarette mehr
angerührt.
Im WARTEN und trotzdem optimistisch bleiben bin ich ja nun schon geübt ....
21. September 2006 - Einholen einer zweiten Meinung
(Dr. Horst-Schmitt-Klinik Wiesbaden, OA Dr. Bergmann/Chefarzt Dr. Schirren)
Nachdem ich in Heidelberg war und meine Mutter mich total verunsichert
hat, habe ich ihr zuliebe einen Termin in den Horst-Schmitt-Kliniken bei
Dr. Schirren vereinbart. Ich dachte mir, wenn es zur OP kommt, dann bin
ich in Wiesbaden vielleicht auch gut aufgehoben. Zudem ist Wiesbaden
von mir nur 30 Kilometer entfernt und Heidelberg doch fast 100
Kilometer. Bei Dr. Schirren war zu der Zeit wohl eine Vertretung im
Sekretariat, die sehr nett und patientenorientiert war und so bekam ich
den Termin am 21.09.2006 recht schnell. Zudem unterstützte mich in der
Terminabsprache ein Rüsselsheimer Lungenfacharzt.
Am 21.09.2006
hatte ich dann zuerst ein ausführliches Gespräch mit Dr. Bergmann und
im Anschluß kam Dr. Schirren hinzu. Nachdem ich im Internet verschiedene
Meinungen über Wiesbaden gelesen hatte, war mein erster Eindruck nach
diesem Gespräch, dass man sich hier schon gut aufgehoben fühlen kann und
dass sich Dr. Schirren auch Zeit für den einzelnen Patienten nimmt.
In Wiesbaden wurde mir dann von Dr. Schirren gesagt, ich solle das
Cortison sofort absetzen. Es würde nichts bringen. Er sah die Chance,
dass es kein Bronchialkarzinom sein sollte ebenfalls als äußerst gering
an und gab mir daher schon einen OP-Termin für den 28.09.2006. Vorher
sollte ich aber am 26.09.2006 nochmals eine CT machen lassen.
Den Bericht von Wiesbaden kann man hier nachlesen.
Und wieder 5 Tage warten bis zur nächsten CT .....
26. September 2006 - Zweite CT
(Radiologische Praxis in Rüsselsheim)
30. November 2006 - Die Operation
(Thoraxklinik Heidelberg-Rohrbach)
Am 30.11.2006 war es dann soweit: Ich wurde in der Thorax-Klinik in Heidelberg an der Lunge operiert.
21. Dezember 2006 - Das endgültige Ergebnis
Nicht bösartig! Das monatelange Hoffen und Bangen hat nach 4 langen
Monaten ein Ende! Auf "Deutsch" lautet der Befund: Der "Haupt-Herd"
bestand aus abgestorbenem, verkalktem Gewebe mit chronisch entzündlichen
Rändern. Tuberkulose-Bakterien konnten nicht nachgewiesen werden, aber
es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Herd durch eine
"überstandene" Tuberkulose entstanden ist.
Ich bin überglücklich!
Aus meiner Sicht, war diese OP notwendig und richtig, denn auch aus
allem Gutartigem kann sich irgendwann etwas Bösartiges entwickeln. Und
deshalb musste dieser Teil meiner Lunge entfernt werden. Für mich (zur
Zeit jedenfalls) ohne Frage!
Zwar fehlt mir nun ein "kleiner"
Teil des rechten Lungenflügels und eine Rippe musste bei der OP
gebrochen werden. Aber das heilt ... sowohl die Rippe als auch die 23 cm
lange Operationsnarbe .... Wichtig ist nur, dass ich "unbeschwert"
weiterleben darf.
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